Griechenland

Willkommen in Griechenland!



Nach einer 22 Stündigen Überfahrt mit Zwischenstopp in Igomeniza erreichte ich den Hafen von Patras. Die Fähre legte eine Strecke von  945km. zurück, Höchstgeschwindigkeit waren beachtliche 52 km/h.
Um 16 Uhr war ‚ES‘ an Land und jetzt auch mit dem Kuhfänger Ausgestattet, den ich während der Überfahrt montiert hatte. Ich montierte ihn erst jetzt da seine monumentale Aufhängung dem TÜV in unseren Gefilden wohl eher bitter aufstoßen würde, und ich wollte nicht unbedingt dass mir das Auto bereits in Österreich stillgelegt wird.
Die ersten Meter auf der Küsterstrasse Richtung Pyrgos fühlten sich an wie …im Ausland. Mit dem Fahrverhalten musste ich mich erst noch einige Kilometer vertraut machen. Mir ist klar dass es mit der Verkehrshierarchie im laufe meiner geplanten Route immer Abenteuerlicher werden wird.
Meine Anlaufstelle sind Bekannte die auf dem Peloponnes in Urlaub sind.
Ich habe just in dem Moment als ich den Ort durchfuhr einen Anruf von ihnen bekommen und wurde herzlich aufgenommen.
Hier warte ich nun bis meine relativ wichtige Post ankommt!



…absolute Einbahnstraße

Ich sitze in einem Strandbuggy und komme vom sonnenuntergangs-Bad im Meer. Ich entscheide mich spontan von der Teerstraße links abzufahren, um durch die Dünen und durch den Wald zurück nach Hause zu fahren.
Hätte ich zu diesem Zeitpunkt geahnt was mich in wenigen Minuten erwartet…
Eine abenteuerliche Strecke im Halbdunkel. Im Licht der Scheinwerfer Tauchen immer wieder große illegale Müllkippen auf, hinter manchen Kurven stinkt es gewaltig, ich kenne den Wald vom Nachmittag, als ich die Gegend bereits erkundet habe.
Dieser Weg ist jedoch viel kleiner- so dass der Buggy gerade zwischen den Pinien hindurch passt.
Die Reifen drehen auf dem sandigen Boden schnell durch, schließlich wirkt auch eine große Kraft an der Hinterachse. Wie das so ist mit heckgetriebenen Leichtgewichten, bricht der Wagen schnell aus und es ist Vorsicht geboten.
Der Weg wird von dunklen Pinien-Zweigen überdacht, die am Gitterdach streifen.
Es sind keinerlei Reifenspuren zu erkennen, sondern nur tausende und abertausende kleine löcher die wohl von einer Ziegenherde Stammen.
Nach einer Kurve taucht ein Hügel auf, ich gehe davon aus, dass ich oben die Straße von meiner nachmittags Erkundung wieder treffe und fahre hinauf.
Dort schauen mich plötzlich sehr viele Augen an, sie stammen von den Ziegen die auch die Spuren auf dem kleinen Trampelpfad hinterlassen haben. Eine der Ziegen steht außerhalb  einer hölzernen Umzäunung auf dem Weg.
Ich will umdrehen aber kann nicht, ringsum dunkles Gebüsch.
Also fahre ich langsam an die Ziege ran, diese macht keine Anstalten den Weg zu räumen.
Ich habe die Hoffnung, dass ich später einen Wendeplatz finde.
Bis dahin alles Ruhig.
Plötzlich ist aus der dämmernden Dunkelheit und dem Unterholz ringsum Aufruhr zu vernehmen,  Panik unter den Ziegen lässt nichts Gutes ahnen.
Mit tiefem fürchterlichen Knurren Stürzen einige Hunde aus der Ziegenherde hervor und springen mit Gefletschten Zähnen auf mich zu.
Unter Berücksichtigung der Tatsache das ich in einem offenen Gefährt, fast auf Höhe des Erdbodens sitze wird mir klar dass es sich um eine Einbahnstraße handelt- es bleibt mir nur übrig Gas zu geben- viel Gas.
Die Ziege rettet sich panisch zur Seite, der Eine Hund hat fast den Weg vor mir erreicht als ich vorbei presche, mehrere Hunde nehmen im Halbdunkel mit lautem Gebelle die Verfolgung auf.
Die Kehren werden immer enger die Wurzeln der Pinien immer gröber und ich immer Panischer habe ich doch vor wenigen Stunden noch von Dimitri (einem einheimischen) gehört dass Hunde an einem Auto die Reifen bei der Fahrt zerbissen hätten.
Ich versuche den Weg im Dunkel so weit wie möglich voraus zu sehen und gleichzeitig sehe ich im Rückspiegel die Staubwolke die mich mit ihren Gefletschten Zähnen fressen will. ohrenbetäubendes Gebell und ein Weg der immer mehr zu einem Pfad wird.
Da taucht ein Absatz auf und nach einer Senke ist der Wald zu ende.
Bevor ich jedoch die rettende Kies Straße erreiche muss ich wieder einen Absatz hinauf und scharf nach rechts abbiegen auf die Strecke die ich vom Mittag kenne.
Hier muss ich so ‚langsam‘ fahren, dass der eine Hund mich einholt. Er springt auf den hinteren linken Kotflügel, genau in diesem Moment habe ich jedoch die Möglichkeit wieder voll auf das Gaspedal zu drücken und er hat keine Möglichkeit seither nach vorne zu kommen…
Langsam verschwinden die Zähne in der weißen Wolke aus Staub und Sand  im Dunkel der Dämmerung. Der Fahrtwind Zerrt mir am Gesicht und klein Fliegen prallen an meinen Wangen ab.
Erst jetzt realisiere ich wie froh ich bin einfach gerade aus- schnell geradeaus fahren zu können.
Ich habe schon viele Geschichten von wilden, angriffslustigen Hunden gehört.
In Indien habe ich auch einige negative Erfahrungen gemacht, aber hier habe ich nicht damit gerechnet , jetzt ist mir klar, dass ich mich nächstes Mal um eine zusätzliche Abwehr kümmern muss.
Zum Abendessen gibt es Griechischen Salat und Kartoffeln.
Der  Mond scheint hell über der Strandbar.





Die Tage vergehen wie im Flug.

Meine Gastgeber habe ich auf den Flughafen gefahren, sie haben mir mit großem Vertrauen Haus und Hof, für die ungewisse Zeit überlassen.
Die Paket-Verfolgung der Post wurde mir gefaxt und sie sagt ‚eindeutig‘, dass mein wichtiger Brief schon am Dienstagmorgen nach nicht mal 12 Stunden, um halb neun in der früh in Griechenland war…dann aber ‚eindeutig‘ fehlgeleitet wurde… jetzt aber ‚wohl‘ auf dem richtigen Weg sein muss.

Ich bin also der Hoffnung, dass ich den Brief am Mittag in Empfang nehmen kann, Wäre auch gut so, denn am Samstag ist die Post zu und am Montag arbeiten sie nur träge.

Nachdem ich Olympia und den Apollo Tempel von Bassai besichtigt habe geht’s zurück und sofort zu Dimitri.

Der teilt mir mit, dass er sich am Morgen mit einem Bekannten, welcher auf der Post arbeitet intensiv um den Brief bemüht hat, aber der Brief ist wohl im Verteil-Zentrum in Spata bei Athen verloren gegangen.

Jetzt ist es 17 Uhr, jetzt helfe ich Dimitri erst mal den Rasen zu mähen.

Plötzlich kommt ein Anruf keiner weiß woher und Dimitri ruft mich unter den Feigen hervor.
Der Brief ist auf dem Postamt in Pyrgos, nur 30 Kilometer entfern.
Aber die haben natürlich schon zu.
ABER- zu ist nicht -zu… wir konnten den Brief ganz entspannt um acht Uhr abends bei einem Mann abholen der in einem unbeleuchteten Büro vor Facebook sitzt und nichts spricht, uns nur den Beleg zur Unterschrift hin streckt.


Wir sitzen im Auto und fahren zurück.
Ich packe und mach mich abreise bereit. 

DANKE DIMITRI !

Am nächsten Tag breche ich auf.
Ich passiere Patras nehme die Fähre ans Nordufer des Korinthischen-Golfs und fahre dann nach Delphi.
‚ES‘ Quält sich fasst 1000 Höhenmeter bis in die Stadt des Orakels hinauf, hier verbringe ich die Nacht mit herrlicher Aussicht 600 Meter ins Tal. Die Ausgrabung ist weitläufig, die Sonne brenn, die Uhr rennt und so ist es nachmittags als ‚ES‘ über die unglaublich schönen Pässe hinunter zu den Thermopylen rollt.


Nach mehreren Stunden im fast 40C° heißen, nach faulen Eiern stinkenden Schwefel- wasser bin ich gar. Die Griechen die mit mir baden haben bereits zum dritten oder vierten mal gewechselt. Die Sonne ist spektakulär im dampf der heißen Quelle versunken.
Gejagt von Heerschaaren von Mücken, die über mich herfallen wie damals die Perser an dieser Stelle über die Spartaner fahre ich bis Litochoro am Fuße des Olymp.


...Olympos-Oh –NO- no possible!
Kein guter Platz zum schlafen, nein schlichtweg kein Platz zum Parken, mit allen Scheinwerfern schraube ich mich die Straße zum Wanderparkplatz am Fuße des Olymp hoch, doch sie ist schmal und von sehr viel, bedrohlich anmutendem Gebüsch gesäumt. Diese Straße lädt nicht zum Übernachten ein und somit entscheide ich zu wenden und zurück nach Litochoro zu fahren der letzte Ort.
Es ist spät geworden in den Straßen von Litochoro ist es einsam. In einer verlassenen Bar räumt ein Junger Kellner auf, er stellt die Stühle auf die Tische und fegt die Krümel mit der Hand auf den Boden, wobei er versucht sie möglichst weit auf die Straße zu befördern.
Auf einer Info Tafel habe ich gelesen, dass das Refugio, die von den meisten Bergsteigern genutzte Unterkunft auf halber Strecke auf den Olymp, bis Oktober geöffnet ist.
Ich frage den jungen Kellner ob es möglich ist den Olymp noch zu besteigen…ich bekomme zur Antwort ‚Olympos-Oh –NO- no possible‘..hmm -auch nachfragen ändert an der Aussage leider nichts.
Wecker auf 5 Uhr es muss doch möglich sein, schließlich war es trocken in den letzten Wochen und Schnee ist noch keiner gefallen.
Um halb sieben bin ich am Wanderparkplatz, hier stehen einige Autos. Der Parkplatz soll jedoch unsicher sein, Autos werden aufgebrochen. Ich dekoriere meinen Wagen so unattraktiv wie möglich. Boxershort, Socken, Handtücher, Handschufach–offen, Tempos…alles gebraucht oder zerknüllt. Auch meine verschiedenen Wegfahrsperren…das Zündungsrelais verstecke ich, die Starterbatterie ‚ausschalten‘, dann geht’s ab 1100 ü NN los.
Erst Schlängelt sich der Weg durch herbstlichen Buchenwald an einem ausgetrockneten Flüsschen  entlang- drei Stunden bis zum Refugio sind angegeben.
Der weg mutet an, als würden hier viele Menschen gehen, aber außer einsam abgestellten Maultieren ist niemand wahrzunehmen.
Nach einer Stunde überhole ich eine gruppe von 4 Wanderern und werde mit ‚Guten morgen‘ begrüßt -ihr Ziel ist das Refugio…
Am Refugio vorbei geht es über die Baumgrenze hinaus, Schotter, grobes Geröll, der Weg wird steiler und zieht sich über einen Sehr langen Grat hoch auf den Gipfel Skala (2866m).
Der Weg ist fast bis zum Gipfel zu überblicken und an einigen Stellen sind Wanderer zu erkennen. Ein paar Schluck-Wasser später überhole ich einige.
Es strengt mich sehr an, die Sonne Scheint ins felsige Hochtal.
Da steh ich unerwartet vor einer Tafel die den Gipfel des Skala markiert und die den Weg auf den höchsten Punkt weißt, den Mytikas.
Ungläubig schaue ich zu dem anderen, schroffen Felsgipfel, trennt uns nicht viel Weg so trennt uns doch eine ungeheuer zerklüftete und nach beiden Seiten steil abfallende Felsflanke auf der kein Weg zu erkennen ist. Die alte Tafel jedoch weist den  Weg genau dort aus, rot gelb ist er markiert.
Ich mache Pause und beobachte die Leute die auf der Felsspitze des Mytikas Stehen.
45 Minuten soll die Kletterpartie dauern.
Ich nehme mir vor, mir alle Zeit zu nehmen und keine hast aufkommen zu lassen.
Bis auf den Skala habe ich drei Stunden gebrauch, die halbe Zeit wie angegeben, also muss es rein rechnerisch auch zum Abstieg reichen, auch wenn ich mir jetzt viel Zeit lasse.
Und wenn nicht, das Refugio ist noch geöffnet.
Voller Vorsicht steige kletter ich den Grat entlang und bin immer wieder von den Abgründen auf beiden Seiten beeindruckt. Auf einem sehr steilen Stück kommt mir eine Gruppe von fast 30 Leuten entgegen.
Der Gipfel des Mytikas (2918m) ist sonnig und windig, die Regenjacke bietet zusätzlich Schutz und mein Mitgebrachtes Müsli bringt kraft. Einige Abgründe und einige abgegriffene Stellen am Fels haben sich sehr ins Gedächtnis eingeprägt.
Wolken ziehen auf jetzt bin ich alleine auf dem Berg der Götter.
Es ist kalt die Luft wird den westlichen Berghang herauf gedrückt und kühlt dabei ab am Grat bilden sich neue Wolken die am Osthang kleben bleiben und wie Rauch in Fahnen in die Ferne ziehen.
Rings um mich wird gleisend Weiß, keine zehn Meter Sicht. Ich bin in Wolken gehüllt und spüre wie die Feuchte kälte auf den Kleidern haftet.
Da blitzt die Sonne wieder durch, es wird Zeit zu gehen.
Die zwei Mädchen die nach mir aufgestiegen sind, sind bereits auf dem Rückweg, ich bin wohl der letzte der heute auf dem Mytikas steht.
Von wärmender Sonne begleitet klettere ich zurück zum Skala, da erfassen mich die Wolken erneut und behalten mich im Griff. Der Abstieg geht schnell das Refugio ist gut besucht und der Tee mit sehr viel Zucker stärkt.
Nur jede sechste Besteigung ist das Wetter so gut wie heute, versichert mir ein Griechischer Bergführer.
Eine Stunde später stehe ich am Auto. Es ist noch unberührt.
Ein Bad im schneidend kalten mini Canyon weckt die letzten Lebensgeister des Tages, von ihnen Getragen fahre ich nach Thessaloniki -immer noch hänge ich dem Gedanken nach: was der Junge Kellner wohl gemeint haben könnte.



In Thessaloniki ist das Nachtleben in vollem Gange, viele Bars und Restaurants säumen den Hafen und die Uferpromenade, ich laufe mit schmerzenden Beinen noch einige Zeit umher, zwei Bars später laufe ich zum Auto.



Archäologisches Museum, Fischmarkt und Verkehrschaos…von Thessaloniki fahre ich viel zu spät los, aber vielleicht ist die ‚späte Zeit‘ meine Zeit.

Der Weg führt mich auf Kalkidiki, genauer auf Kasandra- Sani- hier war ich vor 16 Jahren schon einmal, interessant alles wieder zu sehen, die Veränderungen sind enorm.
Ich fahre viel Landstraße und viel durch Pinienwälder an sagenhaften Küstenabschnitten mit kleinen Strandbuchten vorbei und dann auf der Autobahn bis Alexandroupoli.
Das Amstel (Bier) aus dem gefrorenen Glas bei Sonnenuntergang macht mir die Entscheidung leicht- hier Übernachte ich.

Am nächsten Tag geht es in die Türkei


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Türkei







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